• Frage: Kann man sich mit KI eine 2. Meinung einholen?

    Frage gestellt dean26buy am 3 Jun 2024.
    • Foto: Cornelia Sindermann

      Cornelia Sindermann Beantwortet am 3 Jun 2024: last edited 3 Jun 2024 1:07 pm


      Generell ist es möglich (!), mit Hilfe bestimmter KI-Technologien Informationen und damit auch „Meinungen“ einzuholen. Da fällt einem natürlich sofort die Nutzung von ChatGPT ein.

      Allerdings sollte man vorsichtig sein, wenn man ChatGPT und Co. nutzen möchte, um Informationen und „Meinungen“ einzuholen. Zum einen ist noch viel zu wenig darüber bekannt, wie neutral bzw. ausgewogen versus verzerrt KI-Technologien wie ChatGPT Informationen und bestimmte Standpunkte zu verschiedenen Themen darstellen. Grundsätzlich ist aber bekannt, dass viele Technologien, die auf Daten trainiert werden, Dinge verzerrt darstellen. Eine „Meinung“, die man von ChatGPT erhält, muss also nicht unbedingt neutral oder ausgewogen oder gar richtig sein. Dies ist auch das zweite Problem – es kann immer zu falschen Informationen (und damit „Meinungen“) kommen, die man von KI wie ChatGPT erhält. Außerdem ist es möglich, dass sich KI-Technologien an die Person anpassen, die sie „befragt“ bzw. nach einer Meinung fragt. Es wäre also denkbar, dass ChatGPT und Co. je nach Einstellung der Person, die den Prompt schreibt, eher Informationen und eine „Meinung“ darstellen, die der Meinung der Person entspricht. Final muss man auch beachten, dass die Datengrundlage, auf der Technologien wie ChatGPT trainiert wurden, zumeist nicht bis ins „Hier und Jetzt“ reichen. Das heißt, zu manchen ganz aktuellen Themen „weiß“ die KI vielleicht auch schlichtweg nichts, weil sie keine Daten dazu hat.

      Wie bei jeder Informationsquelle würde ich daher empfehlen, sich nicht nur auf solche Technologien wie ChatGPT zu verlassen, sondern verschiedene Quellen zu nutzen und die Informationen/Meinungen abzugleichen.

      P.S.: Ich schreibe „Meinung“ immer in Anführungszeichen, da ich KI wie ChatGPT nicht die Fähigkeit der Meinungsbildung zuschreiben würde.
      P.P.S.: Wir können gerne auch über andere KI-Technologien sprechen, wenn Interesse an bestimmten Technologien besteht. Das Feld ist so komplex und divers, dass ich mich erst einmal auf ChatGPT konzentriere, aber es gibt natürlich zahlreiche andere KI-Technologien, die hier genutzt werden könnten.

    • Foto: Knut Linke

      Knut Linke Beantwortet am 3 Jun 2024:


      Ja. Vergleichbar mit einer Google-Abfrage, um sich zu einem Thema mehr, weitere oder genauere Informationen zu holen.

      Ein KI-System ist mit Webinhalten und/oder Büchern trainiert. Auf diese Informationen greift das System zu und diese Informationen kann es wiedergeben.

      Wichtig ist zu verstehen, dass eine KI nur Inhalte wiedergibt und damit versucht eine hohe Wahrscheinlichkeit in der richtigen Antwort zu erreichen. Die Richtigkeit ist dann von deinem Befehl an die KI abhängig.

      Hilfreich ist es bei Antworten einer KI, die KI im nächsten Schritt zu fragen, warum sie zu dieser Antwort gekommen ist und das sie die Antwort begründet. Man kann auch die KI fragen eine Frage z. B. aus verschiedenen Perspektiven oder vor bestimmten Hintergründen zu betrachten und zu beantworten.

      Falls einem die Antwort einer KI nicht aktuell genug ist, kann man die KI – z. B. bei ChatGPT 4o – darum bitten im Web nach neuen Erkenntnissen zu suchen. Dann versucht die KI neuere Informationen zu beziehen.

      Grundsätzlich bist du als Mensch gefragt diese Antworten einzuordnen und ggf. passend zu hinterfragen. Ein KI-System ist nur ein Werkzeug, was dir helfen soll besser mit Informationen umzugehen und Fragestellungen und Probleme zu lösen.

    • Foto: Diana Schneider

      Diana Schneider Beantwortet am 5 Jun 2024:


      Ja, bitte. In diesem Sinne sollten wir KI-Systeme verstehen.
      Wenn in der Medizin, in der Sozialen Arbeit oder in der Verwaltung von algorithmischen Entscheidungsunterstützungssystemen geredet wird (natürlich auch in anderen Bereichen), dann wird immer betont, dass die KI-Analysen lediglich Vorschläge sind, weil die schlussendliche Entscheidung beim Menschen liegt. Allerdings kann es auch herausfordernd sein, KI tatsächlich als Zweitmeinung wahrzunehmen. Wenn ich eine zweite Ärztin nach ihrer fachlichen Einschätzung frage, kann ich mit ihr diskutieren und sie kann meine Präferenzen in den Entscheidungsprozess einfließen lassen. KI-Systeme können das in dieser Weise nicht. Und es ist vielleicht auch ein wenig komisch für die Arzt-Patienten-Beziehung, immer eine Zweitmeinung im Behandlungszimmer sitzen zu haben. Das könnte die Beziehung zwischen den Menschen verändern.

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